Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die hier im Süden anders sind, als in meiner ostwestfälischen Heimat. Dazu zählt das Thema öffentlicher Nahverkehr. Ein Wildunfall hat mich im Sommer ganze sechs Arbeitstage dazu gezwungen, den Bus zur Arbeit zu nehmen. Entgegen der Meinung einer älteren Mitfahrerin („Also Wangen hat wirklich ein ganz tolles Busnetz. Da fahren die Busse ja sogar am Sonntag.“) hatte ich dabei einige kleinere Abenteuer zu überstehen und vor allem auch Wartezeiten abzusitzen. Vermutlich ist das auch der Grund, warum es hier eine gar nicht so geringe Zahl von (meistens) jungen Menschen gibt, die per Anhalter fahren.
Als ich das erste Mal jemanden mit ausgestrecktem Daumen am Fahrbahnrand entdeckte, war ich irritiert. Bei uns Zuhause habe ich in den letzten 15 Jahren niemanden mehr gesehen, der per Anhalter fahren will. Ich schließe daraus, dass auch andere Menschen einige Probleme mit dem öffentlichen Nahverkehr haben. Inzwischen beobachte ich das Schauspiel schon ein paar Monate und dabei ist mir aufgefallen, dass die Anhalter hauptsächlich an Bushaltestellen stehen. Eine These: Sie haben den Bus knapp verpasst und der nächste kommt vielleicht erst in einer Stunde.
Dabei muss ich immer wieder an mein erstes und vermutliches auch letztes Mal per Anhalter ein. Meine beste Freundin und ich hatten uns damals mit dem Ferienticket der Bahn im ostwestfälischen Hinterland im Kreis Gütersloh verzettelt. Wir waren vom Bahnhof aus munter in einen Bus gestiegen, der uns irgendwann in der Pampa (wo es einen stillgelegten Elli-Markt gab, ein wichtiges Detail, das mir in Erinnerung geblieben ist) an der Endhaltestelle entließ. Nach einem Blick auf den Fahrplan durften wir feststellen, dass an diesem Tag kein Bus mehr fährt. Es war glaube ich gegen 18 Uhr. Mit ausgestrecktem Daumen hat man damals nicht viele autofahrer zum Anhalten bewegt, weshalb wir immer wieder die Fußgängerampel drückten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann doch noch die Rettung in Gestalt eines jungen Pärchens, das uns sogar bis nach Gütersloh zum Bahnhof brachte.
Auf dieser Erinnerung und auf meiner journalistischen Neugier basierend, hätte ich letztens fast das eine Mädchen mit dem ausgestreckten Daumen mitgenommen. Aber irgendein vernünftiger Teil in meinem Kopf hielt mich davon ab. Vielleicht siegt die Neugier beim nächsten Mal!
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