Max Herre: Hallo Welt!

An Max Herres neuem Album „Hallo Welt!“ ist in den letzten Wochen wohl niemand vorbei gekommen. Die melancholische Single „Wolke 7“ mit Philip Poisel als Gast wird ständig im Radio gespielt, Max Herre selbst ist scheinbar täglich im Fernsehen vertreten und nebenbei ist das Album erfolgreich in den Charts eingestiegen. „Max Herre kehrt zu seinen Wurzeln zurück“, liest man überall. „Hallo Welt!“ darauf zu reduzieren, ist jedoch nicht fair. Denn das Album zeigt vielmehr einen neuen Max Herre, der seine Talente endlich erfolgreich vereint und damit ein überwältigendes Ganzes schafft.

Die Zeile „Und dass ich wieder rappe, heißt nicht, das ich nicht mehr singe“ (Kahedi Dub) sagt einiges über „Hallo Welt!“ aus. Denn diese Platte hat zwei starke Seiten: Persönliche Titel wie „Vida“, „Dududu“/“Nicht vorbei (bis es vorbei ist)“ oder „Berlin – Tel Aviv“  treffen auf sozialkritische Texte wie „Aufruhr“, „Jeder Tag zu viel“ oder „Einstürzen neubauen“. Zwei Extreme, zwischen denen Max Herre schon immer pendelte, sei es bei Freundeskreis oder als Solokünstler. Musikalisch sind die 15 neuen Songs dagegen nur schwer in einem Satz zusammenzufassen. Rap, Soul und Songwriter haben aber definitv den größten Anteil.

Dass Max Herre in den vergangenen Jahren zunehmend als Produzent tätig war und mit Samon Kawamura und Roberto Di Gioia als KAHEDI ein fruchtbares Kollektiv gefunden hat, hört man deutlich heraus. Alle Songs vereint ihre ganz eigene Musikalität, die auf dem ersten Soloalbum „Max Herre“ weniger ausgereift war. Der Sound auf „Hallo Welt!“ ist durchgehend organisch, ungeschliffen und bis ins letzte Detail stimmig. Für nahezu jeden Song hat sich Max Herre Gäste eingeladen und dabei aus Produzentensicht Weitsicht bewiesen. Was auf den ersten Blick überzogen wirkt, enfaltet beim Hören sofort den gewünschten Effekt und bereichert das Album ungemein. Kein Album hat wohl bislang Künstler wie Sophie Hunger, Philip Poisel und Aloe Blacc mit Patrice, Antonino, Megaloh, Marteria, Tua, Cro und Samy Deluxe vereint.

In gewisser Weise steht „Hallo Welt“ für unbegrenzte künstlerische Freiheit. Genres, Zielgruppen oder Themen – Max Herre macht sich von allen Zwängen frei und zieht sein Ding durch. Ob er dabei einen Gänsehaut-Falsett-Refrain („Dududu“/“So wundervoll“) raushaut, einen klassichen Rap-Song durch ein Soul-Outtro von Joy Denalane bricht („Jeder Tag“) oder an alte Freundeskreis-Zeiten erinnert und sich selbst sampelt („1992“) ist nebensächlich. Die musikalische Vielfalt auf „Hallo Welt!“ wird konzeptionell durch die Idee des KAHEDI-Radios, einem Piraten-Sender, zusammengehalten.

Die Höhepunkte dieses Albums zu fassen fällt daher schwer, denn auf ihre Weise sind alle Songs Höhepunkte. Dennoch sind es Lieder wie „Vida“ über Herres uneheliche Tochter mit einer grandiosen Hook von Aloe Blacc und einem wunderschönen Bläsersatz, „Berlin – Tel Aviv“, der melancholisch Rap mit Singer-Songwriter aussöhnt, Sophie Hunger featured und dabei eine tragische jüdisch-deutsche Geschichte von 1938 erzählt oder dem reißerisch-energiegeladenen Rap-Doppel mit Samy Deluxe „Einstürzen neubauen“, die das Album ausmachen.

Fazit: „Vielleicht kann man nicht immer gewinnen, doch wie man verliert kann jeder selber bestimmen“, singt Max Herre in „Dududu“. Mit „Hallo Welt!“ steht er definitiv auf der Gewinner-Seite und bietet musikalische Vielfalt auf durchgängig hohem Niveau. Wer dieses Album hört wird es lieben und merken: Max Herre ist angekommen!


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Kommentare

Eine Antwort zu „Max Herre: Hallo Welt!“

  1. […] Reviews sind wattepusten.de, valve-magazine.net, whudat.de, joiz.ch und […]

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