Sarah Kuttner: Wachstumsschmerz

Nach Charlotte Roche versucht sich jetzt also auch Sarah Kuttner als Autorin. Das war der weitläufig verbreitete Kommentar zu ihrem ersten Roman „Mängelexemplar“. Dabei  erzählte Sarah Kuttner darin wirklich unterhaltsam und gefühlvoll die Geschichte der depressiven Karo und sicherte sich damit monatelang einen Platz in den Bestsellerlisten. Jetzt legt sie mit „Wachstumsschmerz“ ihr zweites Werk vor.

Erste Male haben für die Protganoistin und Herrenschneiderin Luise etwas Aufregendes an sich. Dumm, dass man mit 32 nicht mehr allzu viele davon vor sich hat. Die ersten Male, die ihr noch bleiben, sind Erwachsenen-Dinge, die sich scheinbar nicht mit ihrem jugendlich geprägten Leben zu vereinbaren lassen. Luise hat nämlich Angst. Angst davor, sich selbst zu verlieren, Angst davor mit ihrem Freund Flo zusammenzuziehen und vor allem Angst davor, herauszufinden, was sie selbst von ihrem Leben erwartet.

Deshalb lässt sich Luise von gut gemeinten Ratschlägen und verbreiteten Konventionen leiten. Sie stellt ihren Beruf als Herrenschneiderin in Frage, beschließt, dass sie nun mit Flo zusammenziehen muss und bleibt weiter in der Kartei ihrer Model-Agentur, obwohl sie eigentlich gar kein Interesse an Castings, Jobs oder Werbekampagnen hat. Kein Wunder, dass das auf Dauer nicht gut gehen kann.

Sarah Kuttner beschreibt in „Wachstumsschmerz“ Luises Scheitern und zugleich das Problem einer ganzen Generation. Denn wie viele Menschen spielen nicht nur erwachsen und sind es in Wahrheit gar nicht? Berührend, ernsthaft und  zugleich lustig erzählt Kuttner, wie Luise mit Flo zusammenzieht und letztendlich an dieser erwachsenen Entscheidung scheitert. Dass es kein Happy End gibt, wird dem Leser früh klar. Denn Kuttner wirft mit eingefügten „Memo-Kurzkapiteln“ immer wieder einen Blick voraus. Und trotzdem möchte man das Buch nicht vor der letzten Seite aus den Händen geben…

Fazit: Wer gerne „Neon“ liest und Gefallen an Kuttners „Mängelexemplar“ gefunden hat, der wird auch „Wachstumsschmerz“ binnen 24 Stunden verschlungen haben. Tampongetränkte Lustzeilen à la Roche bleiben dabei außen vor. Versprochen!


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