Nina Hagen: Bekenntnisse

Umschlagfoto: Agentur Focus / GABO

Im Alter von sechs Jahren schenkte mir mein Vater meine erste Musik-Cassette. Es war „Unbehagen“ von der Nina Hagen Band. Die schrille Berliner Diva war meine erste Begenung mit dem Pop und wurde mein erstes musikalische Vorbild. Mit „Bekenntnisse“ hat Nina Hagen dieses Jahr ihre Autobiographie veröffentlicht. Ein Buch, über das man durchaus geteilter Meinung sein kann.

Wie der Titel schon vermuten lässt, liegt ein Schwerpunkt der „Bekenntnisse“ auf den  spirituellen Erfahrungen von Frau Hagen. Inzwischen ist Berlins erstes It-Girl bekennende Christin, davor war sie viele Jahre Anhängerin eines indischen Ashrams. Ihrem Guru hat sie abgeschworen und mit allen ehemaligen Glaubens-Freunden gebrochen. Ihr Glaube habe sie oft gerettet, das schreibt die Mutter des Punk immer wieder. Der Lauf ihrer sehr interessanten Lebensgeschichte wird regelmäßig durch Bibelzitate und Psalme unterbrochen. Das ist stellenweise störend und sagt doch so viel über Nina Hagen aus. Denn gerade diese Intensität mit der sie ihre Wahrheiten verbreitet, mit der sie ihren Glauben lebt und mit der sie ihre Musik schafft, macht Nina Hagen so einzigartig.

„Vielleicht ist es mein Schicksal, dass ich nur am eigenen Leib lerne, für immer Autodidaktin bin, in der Kunst, in der Religion, im Leben. Ich bin dabei unfähig halbe Sachen zu machen, mich zu arrangieren. Meine Wunden sind meine Lektionen, meine Narben die Zeichen meiner Erkenntnis. Ich stürze mich immer volle Pulle in die Abentuer des Lebens“, schreibt sie selbst dazu. Und genau darauf ist meine Faszination für Nina Hagen begründet.

Von ihren spirituellen Erfahrungen, von ihrer Ufo-Begnung und ihrem sonstigen Klamauk mag man halten was man möchte. Dahinter befindet sich eine grandiose Künstlerin, Selbstdarstellerin und einzigartige Persönlichkeit. Streckenweise lässt Nina Hagen den Leser in ihr Leben, ihr Herz und ihren Kopf hineinschauen. Er erlebt ihre von mütterlichem Desinteresse geprägte Kindheit, wird mir ihr erwachsen und entdeckt die Musik. Diese persönlichen Erzählungen aus dem Leben abseits des Glaubens sind die starken Momente des Buchs. Leider kommt Nina Hagen immer wieder vom ursprünglichen Plot ab, klammert manche Kapitel ihres Lebens aus oder hält sie sehr kurz. Deshalb erhält der Leser nicht die Chance, den Mythos Nina Hagen komplett zu dechiffrieren. Aber vielleicht muss eine Lady auch einfach ein paar Geheimnisse bewahren…


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Kommentare

Eine Antwort zu „Nina Hagen: Bekenntnisse“

  1. Avatar von Webdesign

    Guten Tag! Danke für den Post. Sehr informativ.

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