Spaceman Spiff im Interview

Spaceman Spiff, Hannes Wittmer, Foto: Waldemar Salesski
Spaceman Spiff veröffentlicht heute sein drittes Album. Foto: Waldemar Salesski

Spaceman Spiff alias Hannes Wittmer zählt zur aufstrebenden deutschen Songwriter-Elite. Wenn es die denn gibt. In jedem Fall ist er mit seinem dritten Album „Endlich nichts“ einen Schritt in eine neue Richtung gegangen. Er selbst bezeichnet das als „dezent eingesetzten Bombast“ und verrät im Interview mit Watte pusten außerdem, was er in der selbst verordneten Auszeit in Neuseeland gemacht hat, warum sein neues Album bei Grand Hotel van Cleef erscheint und wie lange er an seinen Songtexten feilt.

Poesie, Pathos und Melancholie – fast jeder der über deine Musik schreibt oder erzählt, verliert sich irgendwann in großen Worten, die nur schwer beschreiben können, was deine Songs ausmacht. Was zeichnet dein neues Album „Endlich nichts“ denn deiner Meinung nach aus?
Spaceman Spiff: Wenn ich es jetzt mit den letzten beiden Alben vergleiche, ist „Endlich Nichts“ vor allem in sich schlüssiger und stimmiger geworden. Sonst hatte ich ja immer eher einen Song-Flickenteppich, jetzt dreht sich die ganze Platte so latent konzeptmäßig um ein größeres Thema. Außerdem war der Plan, dass neben der Text-Ebene dieses mal auch musikalisch und bei der Instrumentierung mehr passiert.

Wie erwachsen fühlst du dich mit deinem inzwischen dritten Album, das im Januar bei dem renommierten Hamburger Label Grand Hotel van Cleef veröffentlicht wird?
Spaceman Spiff: Als die fertigen CDs hier ankamen, hab ich mal meine drei Alben nebeneinander gelegt. Ich musste schon ein bisschen schmunzeln und dabei an das Wort „Diskografie“ denken. Also es hört sich irgendwie so an, als wär ich schon länger im Geschäft, obwohl ich mich eigentlich gar nicht wirklich so fühle.

War es für dich als Musiker ein wichtiger Schritt, das Album erstmals auch bei einem Label zu vertreiben? Deine bisherige Kooperation mit dem marisich Verlag ist ja eine besondere.
Spaceman Spiff: Den mairisch Verlag konnte ich ja zum Glück als Koop-Partner in meine neue Heimat beim Grand Hotel van Cleef mitbringen. Die besondere Brücke von der Musik zur Literatur bleibt also bestehen. Die mairisch-Jungs sind ja in erster Linie ein Indie-Buchverlag und haben in manchen Bereichen natürlich nicht die musikspezifischen Kontakte und das Know how der alten Hasen vom Grand Hotel. Nachdem Spaceman Spiff so langsam aus den Kinderschuhen wächst und inzwischen eine feste Band dabei ist, brauchte es das. Gleichzeitig herrscht bei den Hoteliers, ähnlich wie bei mairisch, aber auch ein familiäres Umfeld und man kann auch mal auf einen kurzen Schnack im Büro vorbei schneien. Das war mir wichtig.

Spaceman Spiff, Foto: Waldemar Salesski
Hat seine Auszeit in Neuseeland kreativ genutzt: Spaceman Spiff. Foto: Waldemar Salesski

Die Songs auf „Endlich nichts“ klingen für deine Verhältnisse teilweise schon opulent. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Spaceman Spiff: In Rezensionen zum letzten Album wurde ja immer sehr sehr viel über meine Texte geschrieben. Darüber hab ich mich natürlich gefreut, aber eigentlich bin ich ja doch auch Musiker. Ich wollte mich dann einfach nicht mehr darauf beschränken der Junge mit der Gitarre und den Texten zu sein, hab dann einige Konzerte in Trio-Besetzung gespielt und recht schnell beschlossen, dass ich das mit aufs nächste Album nehmen möchte. Und da wir keinen durchgehenden „Gitarre-Bass-Schlagzeug-Klavier“-Standard einspielen wollten, haben wir viel an den Liedern rumgebastelt. Und wo es für uns Sinn ergeben hat, sind wir dann auch mal richtig laut und groß geworden. Ich habe das dann „dezent eingesetzten Bombast“ genannt.

Deine Texte klingen sehr poetisch und zugleich extrem durchdacht. Wie lange feilst du an ihnen?
Spaceman Spiff: Sehr lange feilen tue ich an meinen Texten eigentlich selten. Vielleicht an Details, aber eigentlich muss es bei mir irgendwo im Kopf „klick“ machen und dann kommt der Text in einem Schwall aus mir raus.

Die neuen Songs sind größtenteils während deiner Auszeit in Neuseeland entstanden. War die Zeit keine Schaffenspause sondern mehr ein Energietanken und den Kopf frei bekommen für dich?
Spaceman Spiff: Die Sache mit Neuseeland war schon mehr als eine Auszeit zum Akkus aufladen gedacht. In den drei Jahren davor hab ich ja durchgehend vieeeel vieeel Musik gemacht. Ich hatte zwar eine Gitarre dabei, die hab ich aber erst nach einem Vierteljahr zum ersten Mal so richtig angefasst. Da hatte ich dann aber natürlich viel Neues zu verarbeiten und so sind eben unterwegs auch einige Lieder entstanden.

Was hast du aus der Zeit außer den Skizzen für die neuen Songs mitgenommen?
Spaceman Spiff: Auf jeden Fall, dass es da draußen so wahnsinnig viel mehr gibt als die klitzekleinen Alltagsgeschichten, um die man sich hier immer wieder dreht und in denen man sich so gerne verrennt. Es war wirklich schön mal mit ein bisschen Abstand auf das übliche Treiben hier sehen zu können. Dadurch bin ich glaube ich ein ganzes Stück gelassener geworden.

In deinen Liedern klingt immer wieder die leise Rebellion gegen das standardisierte, vorgefertigte und langweilige Leben der „Erwachsenen“  durch. Was ist dein persönlicher Gegenentwurf dazu?
Spaceman Spiff: Ich habe das große Glück meinen persönlichen Gegenentwurf in Teilen leben zu können. Es gibt dazu ein paar kluge Worte von Bill Watterson, dem Cartoonisten, der „Calvin & Hobbes“ gezeichnet und damit auch meinen Namensgeber Spaceman Spiff erschaffen hat. Ein Fan von ihm hat diese Worte vor kurzem sehr schön illustriert.

Wenn 2013 für dich auch teilweise eine Pause zum durchatmen war, was wird dann 2014 bringen?
Spaceman Spiff: Uh, ich denke ja selten länger als ein halbes Jahr voraus. Aber für die erste Hälfte hoffe ich vor allem auf viele schöne Konzert und, nach all dem Albumveröffentlichungskrimskrams: Zeit zum Musik machen!

Vielen Dank für das Interview per E-Mail!

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