Tim Bendzko im Interview

Foto: Alexander Gnädinger

„Wenn Worte meine Sprache wären“ heißt das Debütalbum von Tim Bendzko (26). Die erste Single „Nur noch kurz die Welt retten“ ist bereits sehr erfolgreich. Warum seine Songs zeitlos klingen, wieso er genau jetzt durchstartet und wie er Songs schreibt, verrät Tim Bendzko im Interview mit Watte pusten.

Gerade ist deine erste Platte erschienen. Wie nervös warst du davor?
Tim Bendzko: Die letzten Tage vor der Veröffentlichung waren vor allem von extremer Schlaflosigkeit geprägt. Ich war nicht wirklich nervös, aber sehr, sehr unruhig und wollte es endlich hinter mir haben. Mir ist dann an dem Freitag, an dem das Album erschien, ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich habe bestimmt 15 Jahre auf diesen Tag gewartet und bin jetzt einfach nur erleichtert, dass es endlich geschafft ist.

Deine Single „Nur noch kurz die Welt retten“ läuft auf den einschlägigen Radiostationen und hat es inzwischen auf Platz 12 in den Charts geschafft. Hättest du damit gerechnet?
Tim Bendzko: Damit hab ich wirklich gar nicht gerechnet. Ich hatte gehofft, dass wir es irgendwie in die Top 30 schaffen. Dass der Song jetzt in den Top 10 ist, kann ich weder erklären noch begreifen.

Liest man den Promotext deiner Plattenfirma könnte man meinen, dass du nie Zweifel daran hattest, als Musiker Erfolg zu haben, sondern schon immer wusstest, dass das dein Weg ist. Stimmt das?
Tim Bendzko: Also ich wusste wirklich immer dass das mein Weg ist. Aber ich habe natürlich trotzdem regelmäßig daran gezweifelt, dass das klappen kann. Davon einen Plattenvertrag zu bekommen und ein Album machen zu dürfen, dass dann auch noch erfolgreich ist, träumen einfach extrem viele Menschen. Ich hab mich natürlich ständig gefragt, warum dass nun genau bei mir klappen soll. Aber immer wenn die Zweifel am größten waren, kam irgendwie auch die Sicherheit in mir durch, dass das klappen muss, weil es eigentlich keine andere Möglichkeit gibt. Ich hatte einfach keinen Plan B, deshalb musste Plan A einfach aufgehen.

Und trotzdem bist du ja zuvor einige Umwege gegangen, hast recht professionell Fußball gespielt, Theologie studiert und als Auktionator gearbeitet. Wieso ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um als Musiker durchzustarten?
Tim Bendzko: Für mich waren das keine Umwege. Im Gegenteil, ohne diese Sachen gäbe es jetzt wahrscheinlich auch dieses Album nicht. Ich habe 2009 für mich entschieden, dass es jetzt soweit ist, weil ich einfach das Gefühl hatte, dass die Songs jetzt soweit waren und dass ich auch soweit war.

Foto: Alexander Gnädinger

Insgesamt hat dein Album nicht den Charakter eines klassischen Debüts. Es klingt sehr selbstbewusst und gereift. Wie lange hast du daran gearbeitet?
Tim Bendzko: Wir haben das Album von September bis Dezember 2010 aufgenommen und die Songs auf dem Album sind ein bis vier Jahre alt.

Deine Musik jagt keinem aktuellen Trend nach, sie klingt zeitlos. Wie kommt das? Welche Stile oder Künstler beeinflussen dich?
Tim Bendzko: Ich mache einfach mit meiner Band die Musik, die uns Spaß macht und aus uns rauskommt. Alles andere macht weder Sinn, noch würde es funktionieren. Allein die Tatsache, dass vom Songschreiben bis zur Albumveröffentlichung ein bis zwei Jahre vergehen, macht es ja unmöglich, sich an einen Trend zu hängen, weil der dann bei der Veröffentlichung wahrscheinlich bereits vorbei wäre.

Deine Songs sind abwechslungsreich instrumentiert, mal mit Klavier oder Gitarre, mal mit Streichern oder Percussions. Sind das alles deine Ideen oder erhältst du dabei Hilfe?
Tim Bendzko: Also die Idee, dass alles sehr akustisch zu machen, ist natürlich von mir. Aber natürlich habe ich das Album weder alleine produziert, noch alleine eingespielt. Ich habe das Album mit Swen Meyer aufgenommen, der  genau wie meine Band, die das Album eingespielt hat, einen wesentlichen Einfluss auf das hat, was da jetzt zu hören ist.

Textlich setzt du auf eine einfache Sprache, die trotzdem mehrdeutig ist. Was ist wichtiger Text oder Melodie?
Tim Bendzko: Text und Melodie gehen bei mir beim Schreiben eigentlich immer einher. Es ist aber schon so, dass mir der Text extrem wichtig ist. Aber ich glaube auch, dass die Melodie oder die Art und Weise wie man etwas singt, dem Ganzen einen ganz neue Bedeutung oder auch ein ganz anderes Gewicht geben kann.

Deutschsprachige Musik ist aktuell angesagt. Hast du Angst davor, dass sich das wieder ändert?
Tim Bendzko: Nein. Ich glaube auch nicht, dass deutschsprachige Musik gerade besonders angesagt ist. Entweder den Leuten gefällt, was sie hören oder nicht. Ob das nun deutsch- oder englischsprachig ist spielt dabei glaube ich keine Rolle.

Warum werden wir in den kommenden Jahren noch sehr viel mehr von dir hören?
Tim Bendzko: An dem Tag, an dem ich dafür eine Erklärung habe, wird man sicher nichts mehr von mir hören wollen… 🙂


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