Matteo Capeoli im Interview

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Foto: Matthias Buchholz

Mit „Kinder des Lichts“ hat Matteo Capreoli gerade die EP „Kinder des Lichts“ veröffentlicht. Retro ist das Wort, dass einem zu seinen neuen Songs, aber auch den dazugehörigen Pressefotos und dem Cover einfällt. Im Interview verrät der Wahl-Hamburger, warum ihn die 60er und 70er Jahre inspirieren, warum er alle Instrumente selbst eingespielt hat und wie er seine musikalische Sozialisation sieht.

Deine neue EP heißt „Kinder des Lichts“, die Lieder hast du in Indien geschrieben. Das klingt verdammt nach Hippie-Phase oder täuscht das?
Matteo Capreoli: „Kinder des Lichts“ und „Plan B“ sind in Indien entstanden. „Sag was du denkst“ war das Lied, welches vor etwa zwei Jahren das ganze Album ins Rollen gebracht hat. Da saß ich noch in Frankreich an der Ardeche. Also eine Phase ist das nicht. Das geht schon länger so… Ich bin nicht nach Indien geflogen, um „zu mir zu finden“ oder Yoga Kurse zu belegen. Ich bin dort hin um meine Freundin zu besuchen und die Welt dort kennen zu lernen. Die Zeit dort hat mich sehr inspiriert. Ich bin auf viele Erkenntnisse gestoßen und bin inspiriert zurück gekehrt.

Das Cover zur EP erinnert sehr stark an eines der wohl bekanntesten Portraitaufnahmen der Rockgeschichte von Jim Morrison. Warum hast du dich entschieden, die ich so ablichten zu lassen?
Matteo Capreoli: Das war überhaupt nicht so geplant. War wirklich Zufall. Ich mag das Foto, weil viele darüber sprechen und ihre eigenen Theorien haben. Das Morrison und The Doors in meiner Plattensammlung fester Bestandteil sind, kann ich nicht leugnen. Aber das Bild war nicht darauf angelehnt.

Sind die 60er und 70er Jahre eine Zeit, die dich persönlich inspiriert? Wenn ja warum?
Matteo Capreoli: Es ist einfach musikalisch als auch politisch sehr viel passiert in der Zeit, auf das ich gerne zurück schaue. Musik und Publikum waren sehr nah beieinander in dieser Zeit. Damals konnte Musik die Menschen bewegen. Musik hat Menschen zusammengebracht und konnte sogar politische Entscheidungen beeinflussen. Der Stellenwert der Kunst hatte noch einen viel höheren als heute. Und ich liebe handgemachte Dinge. Wie vieles von damals. Ich meine nicht, dass heute alles schlecht ist, doch vieles was früher viel wertvoller war, verliert mehr und mehr an Stärke… Ich lebe im Jetzt aber ich schaue gern zurück und lasse mich aus der guten Zeit inspirieren.

Auf den ersten Blick scheinst du das Klischee „Künstler“ ziemlich gut zu erfüllen. Siehst du das selbst auch so?
Matteo Capreoli: Ich bin Künstler, das ist mein Beruf.

MatteoCapreoli_01Deine Musik bezeichnest du selbst als Folk-Soul. Ursprünglich kommst du aber eher aus der Reggae-Ecke. Wie sah dein musikalischer Weg aus?
Matteo Capreoli: Ich habe mich lange Zeit ausprobiert und wollte mich nie festlegen, weil ich einfach vieles liebe. Deswegen bin ich glücklich, nun endlich die Mitte von vielem Musikalischen gefunden zu haben. Reggae spielt auch im neuen Album eine Rolle. Ich denke, jeder wird die Musik anders hören. Für die einen wird es mehr Folk sein, für die anderen mehr Soul, und so weiter. Es liegt am Ende in den Ohren des Hörers.

Gefühl ist meiner Meinung nach ein zentrales Thema in deiner Musik und deinen Texten. Würdest du das unterschreiben?
Matteo Capreoli: Gefühl ist alles.

Siehst du dich selbst eher in der Tradition klassischer Songwriter oder in der „moderner Geschichtenerzähler / Rapper“?
Matteo Capreoli: Ich würde mich in beiden einreihen können…

Auf der EP hast du fast alle Instrumente selbst eingespielt. Steckt dahinter eine Form von Perfektionismus oder ist das einfach die schnellste Möglichkeit deine Ideen direkt umzusetzen?
Matteo Capreoli: Wenn ich eine Idee habe, kann ich sie am besten alleine festhalten. Da bin ich wie ein verrückter Professor alleine in seinem Labor. Wenn dann alles drin ist, kann ich mich auch wieder davon lösen und andere ran lassen. Aber am Anfang bin ich gerne alleine, um mein Gefühl wild im Studio auszuleben. Da ich jetzt meine Liveband Konstellation gefunden habe, vor allem mit Benyamin Glass (Drums) und Dominik Krämer (Bass) wird es für das Album noch ein Session geben, wo wir gemeinsam zwei Songs recorden.

Neben deinen eigenen Projekten produzierst auch Hip Hop Künstler wie Samy Deluxe, das Bo oder Nico Suave. Wie unterscheidet sich die Arbeit an eigenen Songs von der Arbeit an Songs anderer Künstler?
Matteo Capreoli: Für andere zu produzieren ist für mich der Ausgleich, den ich brauche. Und auch Inspiration für meine eigene Musik. Alles befruchtet sich irgendwie gegenseitig. Ich komme vom Hip Hop und bin leidenschaftlich Beat-Bastler. Aber ich habe mir fest vorgenommen, so gut wie alles live zu spielen. Dafür habe ich in der Kunstwerkstadt die besten Voraussetzungen. Auch wenn ich danach den Sound gerne verändere oder choppe, lege ich viel Wert darauf, dass der Grundstein handgemacht ist.

Ist es als aufstrebender Musiker in Deutschland auch finanziell unerlässlich neben der eigenen Musik auf andere „Pferde“ zu setzen?
Matteo Capreoli: Ich setzte auf keine anderen Pferde. Ich mache Musik, in allen Formen

2014 soll ein Album von dir erscheinen. Was wird darauf anders als auf der aktuellen EP?
Matteo Capreoli: Ich denke als Vorgeschmack auf das Album zeigt die EP schon, was man vom Album erwarten kann. Musikalisch als auch inhaltlich wird es in der selben Farbe bleiben. Bis zum Album ist ja auch noch ein bisschen Zeit, in der noch einiges kommen wird. Unter anderem werde ich auch auf einer Perle gemeinsam mit Samy Deluxe zu hören sein. Mehr dazu bald…

Vielen Dank für das E-Mail-Interview!


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