Y’Akoto im Interview (Part I)

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Y’Akoto hat gerade mit „Tamba“ ihre erste EP veröffentlicht und war äußerst erfolgreich im Vorporgramm von Joy Denalane auf Tour. Im Februar erscheint ihr erstes Album „Babyblues“. Warum sie ihre Musik als Folk bezeichnet, wie sie aufgewachsen ist und was ihre Musik auszeichnet, hat Y’Akoto im ersten Teil des Interviews mit Watte pusten verraten. (Den zweiten Teil des Y’Akoto-Interviews lest ihr hier!)

Was bedeutet dein Künstlername Y’Akoto?
Y’Akoto: Das ist der Name meiner Großmutter. Meine Großmutter väterlicherseits hat mich sehr beeindruckt. Sie hat zehn Kinder auf die Welt gebracht, von denen mein Vater der älteste ist. Sie war sehr emotional entwickelt. Das hat mich schon als kleines Kind sehr beeindruckt. Sie konnte mit einem Blick den ganzen Raum in Schach halten. Sie war eine sehr starke Frau.

Du wohnst in Hamburg, bezeichnest dich selber als Afrohanseatin. In deinem Promotext wirst du aber als Kosmopolitin bezeichnest. Wie siehst du dich selbst?
Y’Akoto: Als all das, was auch über mich gesagt wird. Als Kosmopolitin, aber auch als Afrohanseatin. Meine Mutter ist gebürtige Hanseatin und dadurch auch die Familie mütterlicherseits. Ich glaube ich bin als Deutsche sehr hanseatisch und afrohanseatisch, weil ich einen sehr starken Bezug zum afrikanischen Kontinent habe. Ich mag Hamburg einfach sehr, ich finde die Hanseaten haben etwas sehr kosmopolitisches an sich, weil wir eine Hafenstadt sind. Und ich mag auch dieses Unaufgeregte, nordische. Wir können nicht so wirklich Gefühle zeigen, aber wir sind trotzdem meisten sehr positiv eingestellt. Und das gefällt mir.

Du bist auch in Afrika aufgewachsen. Wie hast du als Kind die Unterscheide zwischen Europa und Afrika wahrgenommen?
Y’Akoto: Dadurch dass das so normal war, habe ich es eigentlich als sehr selbstverständlich aufgenommen. Meine Mutter ist Hanseatin, mein Vater Ghanaer. Mein Vater ist temperamentvoll, meine Mutter sehr elegant, dezent, zurückhaltend. Dadurch bin ich schon mit einem sehr starken Kontrast zu Hause konfrontiert gewesen. Und für mich war das normal, dass die Welt nicht nur so oder so ist, sondern mehrere Facetten hat.

Dein Vater ist auch Musiker. Bist du durch ihn auch zur Musik gekommen?
Y’Akoto: Durch meinen Vater habe ich natürlich viel über die Musikwelt erfahren. Das hat mich aber wenn ich ehrlich bin, eher abgeschreckt. Als ich gesehen habe, wie viel Arbeit das ist und wie wenig da eigentlich hinter steckt. Jeder der sich auf die Bühne stellt und superfrisch aussieht und seinem Publikum den Eindruck gibt, hier ist alles Sahne, der lügt. Es ist alles harte Arbeit und manchmal läuft es gut, manchmal läuft es schlecht. Deswegen war ich sehr realistisch und wollte eigentlich nie Musikerin werden. Aber jetzt glaube ich sehr an die Musik. Ich glaube mehr an Musik als an Politik zum Beispiel oder ich glaube mehr an Kunst als an Politik. Und deshalb habe ich mich ganz bewusst mit 20 Jahren für diesen Weg entschieden. Mein Vater wollte glaube ich auch nie, dass ich Musikerin werde. Aber er respektiert und akzeptiert meine Arbeit jetzt total.

Ursprünglich hast du eine Ausbildung zur Tanzpädagogin gemacht, war das eine Nummer sicher?
Y’Akoto: Nein! Ich bin generell ein Mensch, der nichts aus Sicherheit oder Geld tut. Ich mache alles aus Überzeugung. Deswegen habe ich Tanzpädagogik studiert. Ich habe vorher englische Literatur und Kunstgeschichte nach dem Abitur angefangen zu studieren, aber das war mir alles zu surreal. In einem Raum zu sitzen und mir wieder Theorie reinzukloppen. Ich wollte endlich in die Welt und Kontakt mit Menschen haben und deshalb habe ich mich für die Tanzpädagogik entschieden.

Deine EP wurde gut verkauft. Wie groß ist dann denn noch die Nervosität vor dem ersten Album, das im Januar erscheint?
Y’Akoto:
Soll ich dir mal was verraten? Ich krieg das alles nicht mit. Ich bin glaube ich eine Musikerin, die sich einen Scheißdreck drum kümmert, wie oft das jetzt verkauft wird. Mir sind meine Fans am Wichtigsten. Und wenn ich merke, denen gefällts. Das heißt ich spiele ein Konzert und denen gefällts, dann merke ich, es läuft. Ich zähle nur auf den direkten Kontakt mit den Zuhörern. Weil ohne die bin ich nichts. Wenn es keine Menschen gibt, die sich das anhören wollen, kann ich meine Arbeit auch nicht machen. Ich lese auch so gut wie nie Rezensionen. Da bin ich viel zu sensibel für. Ein Youtube-Kommentar kann mich schon für eine Woche lahm legen. Ich bin ein sehr sensibler, fragiler Mensch. Ich passe da sehr auf mich auf, aber ich liebe es mich nach dem Konzert noch mit den Leuten zu unterhalten und von denen zu erfahren, wie das alles auf sie überspringt. Letztens hat mir eine Zuhörerin gesagt, ein Song von mir hätte sie dazu motiviert ihr Studium zu beenden. Und daran sehe ich, dass es läuft.

Wie wichtig ist dir denn dann tatsächlich die Meinung von Außenstehenden?
Y’Akoto:
Wenn du mich zum Beispiel scheiße findest, dann ist das ok. Aber dann brauchst du mir das auch nicht zu sagen. Das finde ich unnötig. Ich bin kein Mensch, der Leute gerne verletzt. Und ich möchte auch nicht verletzt werden. Ich halte mich an die Leute, die meine Musik glücklich macht. Das macht mich dann auch glücklich.

Was würdest du sagen zeichnet dein Album aus?
Y’Akoto: Mein Album ist nur, was ich auch bin. Also sehr facettenreich. Vielleicht sogar ein bisschen launisch. Es geht von einer Stimmung zur nächsten und von einer Geschichte zur nächsten. Es ist ein Einblick in meine Realität, aber ich glaube an eine allumfassende Realität. Weil ich nur erzähle, was Menschen erleben, was ich selbst erlebe. Deshalb sage ich auch Folk Music und nicht Popmusik oder Soulmusik. Ich benutze tatsächlich diesen alten Begriff Folk Musik, Volksmusik. In Afrika haben wir eine sehr starke Tradition des Geschichtenerzählens. Und ich will Geschichten erzählen, die direkt aus dem Leben sind. Es gibt schon genug Künstler, die in diese Phantasiewelt eintauchen. Die über Sunshine und Happyness reden. Das kann ich glaube ich nicht so gut. Ich kann nicht so gut über illusorische Sachen singen. Ich kann nur über das singen, was auch wirklich ist. Was aus mir raus kommt und was aus der Welt rauskommt. Und was so die Menschen sind halt nicht immer verliebt, sondern haben halt auch oft Beziehungsprobleme. Und auf der Welt gibt es nicht nur Frieden und Happyness, sondern es gibt auch Kindersoldaten. Ich versuche alle Facetten zu beleuchten.

Den zweiten Teils des Interviews lest ihr hier.


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2 Antworten zu „Y’Akoto im Interview (Part I)“

  1. […] Scheißdreck darum kümmert, wie oft das jetzt verkauft wird”, hat die Afro-Hanseatin im Interview verraten. Diese Liebe zur Musik und auch das Desinteresse an Kommerz hört man auf ihrem ersten […]

  2. […] Im zweiten Teil des Interviews spricht Y’Akoto mit Watte pusten über Rockmusik, Musik als Botschaft, ihre Einflüsse und die Studioarbeit mit den Produzenten Kahedi und Mocky. (Den ersten Teil des Y’Akoto-Interviews lest ihr hier!) […]

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