P:lot im Interview

Foto: Harald Hoffmann

Seit 1997 sind Andreas Kaufmann, Alexander Freund und Benjamin Argandona alias P:LOT unterwegs. Die drei Jungs veröffentlichen am 23. März ihr neues Album „Zuhören“. Schlagzeuger Ben hat mit mir vorab über musikalische Perspektiven, den Wechsel zum Major sowie die Einstellung der Band gesprochen.

Zuhören“ ist euer drittes Album. Was habt ihr aus den letzten zwei Produktionen „gelernt“ und dieses Mal anders gemacht?
Ben: Dazu gelernt haben wir neben dem handwerklichen Teil des Aufnehmens, vor allem noch mehr auf unser Bauchgefühl zu vertrauen und mit dieser Musik die Sprache zu sprechen, die uns wirklich ausmacht. Das mag etwas hochgestochen klingen, ist aber tatsächlich so – während wir, vor allem textlich, auf den ersten beiden Longplayern eher melancholische Ist-Zustände zu Musik verarbeitet haben, war uns dieses Mal ein positiverer und erdigerer Grundvibe wichtig, der auch „das Licht am Ende des Tunnels zeigt“. Das hat uns drei persönlich auch viel näher noch an uns selbst geholt.

Ihr selbst bezeichnet euch als Kinder der 90er. Ich finde, das hört man euren Songs auch deutlich an. Ihr aber sagt, dass ihr keine Retro-Musik macht. Wieso nicht?
Ben: Wenn du das unseren Songs anhörst, ist das durchaus auch ein Kompliment. Es ist aber aus unserer Sicht nie der Versuch gewesen, auf Gedeih und Verderb wie hier, dort oder damals zu klingen. Natürlich hat sich aber von jedem von uns eine und auch mehrere subjektive Erinnerung in die Songs geschlichen, aber eher unbewusst. Wir haben einfach versucht, die Musik entstehen zu lassen, die in uns drin steckt – und da ist dann auch mit Sicherheit eine 90er-Erinnerung mit dabei gewesen. Wir haben dabei aber nach und nach eine für uns persönlich neue Welt erschaffen aus dem was musikalisch in uns steckt. So haben wir uns zum guten Schluss dennoch irgendwie neu erfunden.

Mit der Veröffentlichung von „Zuhören“ seid ihr einen Kompromiss eingegangen und veröffentlicht das Album wieder bei einem Label. Wie ist es dazu gekommen?
Ben: Das war nicht zwingend so beabsichtigt, sondern hat sich langsam so in diese Richtung entwickelt. Mit der Erfahrung der Veröffentlichung von „Mein Name Ist“ in Eigenregie ist uns vieles gelungen – aber eben auch manches nicht, vor allem was zeitliche Abstimmung anging. Das lag natürlich auch an fehlender Manpower. Wir hatten damals schon eine ganz gute Truppe zusammen, aber eben aus wenigen Leuten bestehend. Als die Jungs von Four/Columbia (Sony) dann bei uns aufgeschlagen sind, waren das die ersten aus der Abteilung Major, mit denen wir auf Anhieb auf einer Wellenlänge lagen und uns verstanden fühlten. So stand einer Zusammenarbeit nicht mehr viel im Wege.

Foto: Harald Hoffmann

Was ist aus eurem eigenen Label geworden?
Ben: Das gibt es nach wie vor, einige Teammitglieder aus unserem eigenen Label-Kosmos sind auch an dieser Platte beteiligt. In naher Zukunft releasen wir dort nichts, aber wer weiß was die Zukunft bringt.

Der Schritt zu Columbia war für euch also ein Schritt nach vorne oder eher rückwärts? Warum?
Ben: Von der Idee her natürlich ein logischer Schritt nach vorne. Hätten wir das als Rückschritt empfunden, wer das als Option nicht in Frage gekommen. So sehr das manche auch noch glauben wollen, die Zeiten als Geld noch Antrieb für eine solche Entscheidung war, sind lange vorbei. Was uns gereizt und vor allem überzeugt hat, war der Umstand in einem professionellen Umfeld und vor allem mit einem wesentlich grösseren Team diese Platte zu veröffentlichen.

Selbstbestimmung und Authentizität waren zwei wichtige Schlagworte für euch als Band bei der Veröffentlichung des zweiten Albums. Was zeichnet „Zuhören“ aus?
Ben: Auch wenn Columbia/Sony ihr Logo hinten draufhauen, was wir durchaus auch als Gütesiegel wahrnehmen, wenn man bedenkt wer schon alles auf Columbia released hat – selbstbestimmt und authentisch, vor allem was den künstlerischen Teil angeht und darüber hinaus, sind wir geblieben. Diese Freiräume waren uns wichtig und wurden uns auch gegeben. So gesehen stehen diese Schlagworte nach wie vor für uns. Hinzugekommen ist da eher noch das Wort Perspektive. Diese in Inhalt und Musik auf Band zu bekommen, war uns ein großes Anliegen.

Laut eurem Promotext wollt ihr vor allem Perspektiven bieten und nicht Melancholie verbreiten. Wie kommt man dazu?
Ben: Tja, auf gut deutsch waren wir die zurweilen weinerliche melancholische Gefühlsgeduselei einfach leid. Viel zu oft hört man das hier und dort – und unser eins schlug da durchaus in dieselbe Kerbe mit vorherigen Werken. Diesmal wollten wir aber versuchen, eine grundehrliche „gute“ Platte machen – eine die Perspektiven aufzeigt und nicht in Traurigkeit oder Zweifeln zerfließt. Tragik mit Leichtigkeit, Humor und persönlicher Wahrheit begegnen, wenn man so will. Wir wir dazu kommen? Wir sind halt eigentlich gar nicht so unglückliche Menschen.

Im April geht ihr auf Tour. Wie schwer ist es die Songs zu dritt live auf die Bühne zu bringen?
Ben: Die Songs jeweils in Live-Versionen umzuwandeln, hat uns bisher meistens sehr intensive Proben und vor allem Ideenreichtum abverlangt. In gewisser Weise wird das jetzt aber weniger problematisch als bisher, da unser Sound viel bandtypischer geworden ist und sich mehr auf unsere eigentliche Stärke zurückbesinnt – das Spielen miteinander. Wir freuen uns sehr auf die Tour, denn wir möchten den Leuten da draußen unsere Welt zeigen – live, laut und direkt.


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